Old Kids On The Blog

Am Bau da hast Du immer Arbeit
Am Bau gibt's immer was zu tun
Am Bau kommst Du mit Bus und Fahrrad
Am Bau kommst Du mit dicken Schuh'n

Am Bau gibt's Bier auch schon zum Frühstück
Und mittags 'Curryking' und Korn
Am Bau kloppst Du von moins bis abends
Und dann geht's wieder los von vorn

Am Bau da ist das Salz der Erde
Und pökelt Dich von Kopf bis Fuß
Am Bau bist Du fernab der Herde
Hörst selten mal ein "Mäh" und "Muh"

Am Bau triffst Du ne Menge Leute
Bulgaren, Türken, Kölner, Polen!
Am Bau gibt's superteures Werkzeug
Am Bau wird manchmal was gestohlen

Am Bau kannst Du auch meditieren
Ja was glaubst Du!? Auf allen Vieren
Mit dem Spachtel Bahnen zieh'n
Und stundenlang Gebete knien

Dein Kopf wird leicht und auch Dein Herz
Vergessen ist der Muskelschmerz
Der Gestern noch Dir ward zum Fluch
Heut bist Du drauf: Der Bau - Dein Buch!

Du liest die Wand wie ein Gedicht
Ein Spiel aus Schatten und aus Licht
Sieh da, hier hamm wir was gereimt
Und da? Wer hat denn hier geschleimt?!

Ach Gott, der Kölner Vollidiot...
En äschter Kerl! Lokal-Patriot! (Kölsch Bloot, kölsch Bloot...)
Ich könnt dem Typ die Haar frisieren
Und seinen Kopp gleich abrasieren

Versaut hat er mir das Gedicht!
Versaut die Wand, das Arschgesicht!
Macht immer jern uff dicke Hose
Ick wünsch ihm wochenlang Phimose!

Doch hier, in dieser Zimmerecke
Zog Meisterhand mit Gips die Strecke
Harmonisch fügt sich hier der Rand
recht winkelig von Wand zu Wand

Nicht 90 Grad, wo denkst Du hin?!
Der Meister hat weit mehr im Sinn!
In Jamben wellt sich hier der Putz
Erhebt die Baustell' aus dem Schmutz

Physikalisch sehr gewagt:
Der Fenstersturz nach Osten ragt
Und vom Boden aus betrachtet
Der Fenstersims gen Westen schmachtet

Die Leibung aber - meine Herren!
Wer kann sich dieser Form versperren!
Von Süden kommend, schwillt sie an
In einer leicht konvexen Bahn

Äquatorial wölbt sich sodann
der ganze Bau gen Mitte an
Ab hier verjüngt sich wiederum
Die Leibung mit gewagtem Schwung

Bis hin zum Sturz, zum himmlischen Balken,
Gleicht die Bahn dem Flug eines Falken
Das Fenster möchte ich mal sehen,
Daß solcher Kunst kann widerstehen!

Feierabend, lieber Freund!
Ich trink mein Bier. Rauch Du den Joint.
Morgen komm ich erst um Zehn
Und will dann meine Kohle sehn...