Sonntag, 8. Februar 2015
Waldmeisterdiplom
Gehirnschwurbel hatte sie immer so gern gehabt. Jetzt sah die Welt wieder ganz anders aus. Seit heute erschien ihr alles irgendwie kleingestreift, minimalisiert, korintenkackerisch...
Ihr Handwerk erforderte eine Zunftparallele, sozusagen eine neue Interpretation des verkrusteten Schreibens. Der althergebrachte Fantasy-Fuck taugte nicht mehr dazu die Leser und Zuschauer zu fesseln. Etwas neues mußte her... Der Titel für den neuen Roman war schon gefunden:
"Die BlasBrille" und eröffnete durch seinen rätselhaften Titel die Tore zur grenzenlosen Phantasterei. Sie war ein Scharlatan - soviel war klar. Aber im Wissen darum konnte der nächste Roman nur etwas außergewöhnlich neues werden. Früher hatte sie stets 2 Flaschen Wein am Schreibtisch parat stehen, jetzt wich sie auf Senfgurken aus um ihr in die richtige Stimmung zu verhelfen. Sie schrieb den ersten Satz: "Funkelnde Augen, sprühende Glut aus den Laternenfolen stoben - die Schmiede des Hufers erschallte durch der eisernen Hämmer Klang.
Aus dem angefachten Feuer sich eine pferdeköpfige Gestalt erhob und stimmte an des Schmiedes Gesang. Der Nachtwächter die Fackel reicht empor, das Laternengas zu entzünden, fern von jeder Sentimentalität, ganz Existenzialist.
Die Nachtküche heute mit der Suppeneinlage geizte.
Gleich einem trojanischem Pferdchen schlich sich der Fleischklops hinterlistig an den Teller-
rand, um seine gefährliche Ladung zu entlassen."
Soweit die Eröffnungs-Szenerie, der Ton war gesetzt... Das Telefon klingelte, Schwager Bernd war am Apparat. Stange Taback, Hauswertschätzungen, Besserungswünsche... Sie durfte den Faden nicht verlieren. Gleich zurück zur Tastatur - schreiben! Sie wollte, sie mußte es endlich angehen, den Kampf aufnehmen - allen Anfeindungen zum Trotz!
"Leude, ihr könnt mich alle mal am Aasch leggen, Leude!" - Hier war die rechte Gesinnung, der Auslöser, die Triebfeder für relevante Literatur. Arschleggen, Leude! Erst mußte sich der heilige Zorn entladen - soviel stand fest. Nieder mit den Flachköppen an den Schalthebeln, den Angsthabern im Gewand der Klugscheißer, den Opfern im Täterkostüm...

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